Bikepackingtour mit dem Rennrad in den Alpen
Mitte Juli war ich für 5 Tage mit meinem neuen Rennrad in den Alpen unterwegs. Vom Brenner bin ich nach Kufstein geradelt, habe insgesamt 560 Kilometer zurückgelegt bei ca. 12000 Höhenmeter und 7 Pässe über 2000 Meter überquert. Meine Route führte mich über das Penser Joch nach Bozen, weiter nach Canazei und über Cortina d’Ampezzo entlang der Drau nach Lienz, von Lienz über die Großglockner Hochalpenstraße schließlich nach Kufstein. Übernachtet habe ich in Pensionen, Gasthöfen und Hotels. Es war eine anstregende aber auch schöne Tour. Die Alpen sind zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Es wird bestimmt nicht meine letzte Tour in den Alpen gewesen sein.
Tag 1 - Innsbruck (Brenner) nach Bozen
Mit 2,5 stündiger Verspätung des Nachtzuges bin ich in Innsbruck angekommen, kaum zu glauben, ab München Ost hatte die ÖBB keinen Lokführer mehr und der Zug stand fast 2 Stunden weil wir auf den „neuen“ Lokführer warten mussten.
Statt um 9 Uhr morgens war ich erst um 11:30Uhr in Innsbruck. Um heute noch nach Bozen zu kommen und da ich auf jeden Fall über das Penser Joch (2211 Meter ü.n.N.) radeln wollte, habe ich dann den Zug zum Brenner genommen. Zunächst ging es ca. 500 Meter auf guten Radweg bergab nach Sterzing. Ab Sterzing dann aber 1300 Meter hoch in 13,5 Kilometer (durchschnittlich 9% Steigung). Ab der Passhöhe ist die 45km lange Abfahrt nach Bozen einfach nur genial. In Bozen habe ich sofort und ohne lange zu suchen eine schöne Pension mitten in den Weinbergen gefunden. Bei gutem Essen und einem gutem Bier habe ich den Tag ausklingen lassen und bin todmüde ins Bett gefallen. Für den nächsten Tag war der Plan um 7:30 Uhr zu starten, dieser Taf sollte meine Königsetappe werden (u.a. Stella Ronda, 4 Pässe über 2000 Meter).
Gesamtanstieg: 1556 m
Gesamtabstieg: -2564 m
Tag 2 - Bozen nach Canazei und Stella Runde
Was für ein Hammertag. Insgesamt bin ich an diesem Tag 125km bei 4000 Höhenmetern geradelt. Neuer Rekord auf dieser Distanz. Nach einem tollen Frühstück mit Blick auf die Weinberge bin ich gegen 8 Uhr aus Bozen los geradelt. Nach 14 flachen Kilometern hatten mich die Steigungen wieder. Nun musste ich knapp 1600 Höhenmeter über den Nigerpass hochstrampeln. Danach folgte eine Rolle Abfahrt nach Canazei. Dort habe ich mich erst einmal in einem Cafe gestärkt und mir eine Unterkunft gesucht. Die Stella Ronda wollte ich ohne den am Rad befestigten Rucksack und mit der Lenkertasche bewältigen. Zunächst ging es 900 Höhenmeter hoch auf das Stella Joch. Die Aussichten waren fantastisch und grandios. Nach einer kurzen Abfahrt musste ich mich 300 Höhenmeter hochkämpfen zum Grödnerjoch. Danach eine rauschende Abfahrt nach Corvara. Über den Passo di Campolongo ging es nach Arabba. Dort wollte ich noch die letzten 650 Höhenmeter über das Prodoijoch angehen um gegen 20Uhr wieder in Canazei zu sein. Über den Dolomiten hatten sich Wolken gebildet und es fing an zu donnern und blitzen und die ersten Regentropfen fielen runter. Ich suchte die nächste Pizzeria auf, stärkte mich mit einer Pizza und einem großem Radler und wartete das Gewitter ab. Kurz vor 20Uhr startete ich zur Auffahrt auf den letzten Pass. Ich hatte Glück und blieb trocken. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichte ich die Passhöhe. Dann folgte in der Dämmerung eine rasante Abfahrt nach Canazei. Frisch geduscht freute ich auf das Bett.
Gesamtanstieg: 4059 m
Gesamtabstieg: -2906 m
Tag 3 - Canazei nach Sillian über Passo di Fedaia und Passo die Giau
Nach einem sehr ausgiebigem und gutem Frühstück kurbelte ich mich hoch auf den Passo di Fedaia (2057 Meter), wo mich ein fantastisches Bergpanorama der Dolomiten am Fedaia See erwartete. Danach kam eine rasante Abfahrt nach Caprile. Ich verlor fast 1000 Höhenmeter. Diese und noch ein paar Höhenmeter mehr musste ich wieder hochkurbeln zum Passo di Giau (2233 m). Ab Delva di Cadore wurde es dann richtig steil. 900 Höhenmeter auf 8km. Einige 15-20% Rampen hatte dieser Pass. Bei glühender und schwüler Hitze bin ich zum Pass gestartet aber auf dem halbem Weg zum Pass bin ich dann in ein Gewitter mit starkem Regen gekommen, welches plötzlich aufzog. Ca. 1 Stunde habe ich unter einem Baum Regenschutz gesucht, viel gebracht hat es leider nicht. Danach lockerte es wieder auf, die Sonne kam wieder und ich erreichte die Passhöhe somit bei strahlendem Sonnenschein. Was für ein Panorama, welches ich auf dem Pass hatte (nur das Passschild habe ich leider nicht entdecken können). Danach folgte eine weitere rasante Abfahrt nach Cortina d‘ Ampezzo, wieder habe ich 1000 Höhenmeter verloren. Der letzte Pass war der Passo Tre Croci, nochmals ging es 600 Höhenmeter hoch. Danach folgte eine kurze Abfahrt und nach eine Zwischensteigung bei Misurina folgte eine Abfahrt die es in sich hatte. Es ging sachte bergab mit 2-4% Gefälle und die letzten 50km habe ich in 1 Stunde und 20 Minuten zurückgelegt. In Sillian habe ich mir dann einen netten Gasthof gesucht für heute Nacht.
Gesamtanstieg: 2971 m
Gesamtabstieg: -3285 m
Tag 4 - Über die Großglockner Hochalpenstraße
Nach einer unruhigen und fast schlaflosen Nacht bin ich erst gegen 9Uhr gestartet.
Die ersten 35km gingen parallel zur Drau mit leichtem Gefälle nach Lienz. Da merkte ich schon, dass die Beine an diesem Tag sehr schwer waren, obwohl ich kaum in die Pedale treten musste.
Hinter Lienz ging es dann wieder richtig hoch. Ca. 500 Höhenmeter nach Iselsberg hatte ich zu bewältigen. Irgendwie fehlten mir die Körner und ich musste immer wieder kurze Pausen einlegen. Hinter dem Iselsbergpass verlor ich auf der Abfahrt knapp 300 Höhenmeter, welche ich bis Heiligenblut wieder hochstrampeln musste. Die nächsten 20km stieg die Straße sehr moderat an, aber trotzdem fühlte ich mich nicht gut. Ich musste dringend was Essen und suchte das nächste Gasthaus auf. Ich wollte irgendwas leichtes zu mir nehmen, am liebsten eine Pasta oder ähnliches. Aber Pustekuchen in österreichischen Gasthäusern, die Karte hatte nur deftige Gerichte anzubieten. Daraufhin sprach ich den Wirt an und dieser empfahl mir die Käsespätzle. Nein Danke, nicht vor dem Hochradeln eines Passes auf 2500 Meter über dem Meer. Ich nahm daraufhin eine große Portion Nudelsuppe und obwohl ich kein Suppenfreund bin tat diese richtig gut. Mit neuer Kraft konnte ich nun die Großglockner Hochalpenstraße angehen.
Diese bin ich ja schon 2015 geradelt, allerdings vom Norden aus kommend von Bruck. Aber der Südanstieg hat es echt in sich. Knapp 1500 Höhenmeter Unterschied ab Heiligenblut bis zum Fuscher Törl. Bis zur Mautstation ca. 15% Steigung im Durchschnitt. Ich quälte mich regelrecht hoch und leider musste ich den Abzweig zur Pasterze (der größte Gletscher Österreichs) links liegen lassen. Ab dem Abzweig hatte ich nun auch noch einen heftigen Gegenwind. Immer wieder musste ich kleinere Pausen einlegen. Die Aussichten entschädigten mich aber für die Quälerei. Gegen 18Uhr erreichte ich die Passhöhe auf 2504 Meter am Hochtor, dann folgte eine kurze Abfahrt und bis zum Fuscher Törl durfte ich nochmals 200 Hlhenmeter hochstrampeln. Danach folgte eine Wahnsinnsabfahrt. Die letzten 25km bis zu meinem Tagesziel in Fusch legte ich in etwa 35 Minuten zurück.
Gesamtanstieg: 2523 m
Gesamtabstieg: -2760 m
Tag 5 - Fusch nach Kufstein mit Abstecher zum Hintersteiner See
Am letzten Tag stand kein „richtiger“ Pass mehr an. So konnte ich nach einer durchschlafener Nacht in Ruhe nach dem Frühstück um 09:15 Uhr starten.
Am Ostufer des Zeller Sees hatte ich nochmals einen tollen Ausblick auf die Berge beim Großglockner und auf Zell am See.
Gemütlich ging es auf dem Tauernradweg nach Saalfelden und nach einer Kaffee- und Kuchenpause weiter entlang gut ausgebauter Radwege nach St. Johann in Tirol. Die Temperturen stiegen und erreichten am Nachmittag weit über 30°C. In der Sonne zeigte mein Tacho sogar 42°C an.
Da ich noch Zeit hatte und nicht schon am Nachmittag in Kufstein sein wollte, machte ich noch einen Abstecher zum Hintersteiner See mit tollem Ausblick auf die Berge des wilden Kaiser.
Auf dem Weg zum See musste ich dann doch noch einmal 300 Höhenmeter am Stück hochradeln. Dieses entschädigte aber für tolle Ausblicke.
Der Rückweg auf die Hauptstraße gestaltete sich etwas schwierig, der asphaltierte Weg war auf einmal zu Ende und ich war mitten auf einem Wanderweg. Dieser ließ sich am Anfang noch gut radeln und auf dem GPS konnte ich die Hauptstraße schon sehen. Allerdings war nach ca. 1,5km der Wanderweg in den Fels gehauen (Steinere Stiege) und ich durfte ca. 200 Höhenmeter das Rad runtertragen. Auf der Hauptstraße angekommen, war es nur noch ein kurzes Runterrollen nach Kufstein.
Eine kurze Tour mit vielen Höhenmetern und Pässen war zu Ende. Nach gutem Essen radelte ich zum Bahnhof und nach einer erholsamen Nacht im Schlafwagenabteil war ich am frühen Morgen wieder zuhause.
Die Alpen sind zu jeder Jahreszeit ein wahrer Genuss.
Gesamtanstieg: 1451 m
Gesamtabstieg: -1760 m